Der Begriff „englische Erziehung“ bezeichnet Rollenspiele unter Erwachsenen aus dem BDSM Bereich. Gemeint ist die sexuelle Vorliebe, sich von seinem Sexpartner schlagen zu lassen. Dem Grundsatz nach geht es somit um die körperliche Züchtigung in Form von Schlägen mit und ohne Hilfsmittel. Dabei werden die Begriffe Spanking und Flagellation voneinander abgegrenzt. Während das Spanking Schläge auf das Gesäß bezeichnet, können bei einer Flagellation alle Körperteile in Mitleidenschaft gezogen werden. Die englische Erziehung bedingt einen dominanten und einen devoten Spielpartner. Unabhängig von neueren medizinischen Determinationen spricht der Volksmund auch von masochistischer, beziehungsweise sadistischer Veranlagung. In der BDSM Szene sind die wertneutralen Bezeichnungen Top (aktiv) und Bottom (passiv) geläufig.
Seinen historischen Ursprung hat die Bezeichnung in den englischen Flagellationsbordellen des 19. Jahrhunderts. Im Grunde genommen handelte es sich hierbei um kommerzielle Domina-Studios und Dungeons, wie sie auch heute noch verbreitet sind. In den damaligen britischen Rotlicht-Etablissements ging der devot veranlagte Gentleman seinen heimlichen Neigungen nach. So heimlich waren die Besuche jedoch nicht. Immerhin gab es im viktorianischen England etliche Publikationen, die sich diesem Thema widmeten.
In der Praxis geht die englische Erziehung häufig mit anderen BDSM Praktiken einher. Dazu gehören verbale Demütigungen, Fesselspiele (Bondage) sowie weitere Strafmaßnahmen, die der Züchtigung des devoten Spielpartners dienen. Da die englische Erziehung ein hohes Maß an Schmerz- und Verletzungspotenzial in sich birgt, vereinbaren die handelnden Spielpartner in der Regel ein sogenanntes Safeword, mit Hilfe dessen der Bottom die laufende Session jederzeit unterbrechen kann.
Obwohl die englische Erziehung nicht geschlechtsspezifisch determiniert ist, ist die Mehrzahl der devoten Spielpartner männlich, während der dominante Part meistens von der Frau übernommen wird. Neuere sexualwissenschaftliche Untersuchungen befassen sich mit der theoretischen Frage, ob sadomasochistische Praktiken, wie Flagellation oder englischer Sex, grundsätzlich orgasmusorientiert sind. Den Erhebungen zufolge sind BDSM Rollenspiele für einige Partner lediglich ein Teil des Vorspiels, während andere ihre sexuelle Erfüllung ausschließlich in den praktizierten Erziehungsspielen suchen.